Freitag, 14. Dezember 2007

Fotokunst


Zum Glück lässt sich über Kunst wie auch über Geschmack hervorragend streiten. Woher sollte sonst die Beachtung so vieler Erzeugnisse und Ideen rühren, die ich für mein Teil nicht verstehe und die ich nicht des Erwähnens wert halte?
Meine Vorstellung von und mein Empfinden für Kunst und künstlerische Arbeit wird auch nur von einer Teilmenge aller interessierten Menschen geteilt. Nichts gegen andere Ansichten. Das wurde mir einmal mehr beim Besuch einer Ausstellung von Arbeiten Jeff Walls sehr bewusst. Oder hatte ich eine vorgefertigte Meinung? Die hatte ich wohl und die gesehen Werke entsprachen dem erwarteten Sujet überhaupt nicht.
Erst nach einer Pause und dem Betrachten von Kitsch im örtlichen Museumsverkauf, war ich neutralisiert und konnte erneut auf die ausgestellten Fotos zugehen.

Die Kunst liegt offenbar nicht immer im augenscheinlichen Inhalt einer Arbeit, eines Gemäldes, einer Fotografie. Die Kunst liegt manchmal darin, einfach den Moment, so nichtssagend der auch sein mag, an geeigneter Stelle, so uninteressant dieser Fleck dem Betrachter auch erscheint, festzuhalten.
Diese Unwichtigkeit des Seins mag der Künstler arrangieren, mühevoll vielleicht, eine Inszenierung aus Personen und Kulisse - ein Abbild der Wirklichkeit. Hohe Kunst. Doch kaum jemand, der banale Realität zu den Künsten ordnen wird. Ist es dabei nicht auch und gerade die Realität, die Künstler zu ihren Werken inspiriert?
Jeff Wall stellt häufig die Banalität in den Mittelpunkt und drückt mit seinen Arbeiten den Stellenwert seines Sujets im Bezug zu anderen darstellenden Künsten aus. Er gibt der Fotografie einen Stellenwert, nicht dem Foto an sich. Die festgehaltenen Situationen sind nicht die Geschichte, sondern der Umstand, dass sie entstanden und die Weise, wie sie entstanden.
Die Auseinandersetzung der Fotografie mit sich selbst findet auf einer fernen Ebene statt.

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