Samstag, 29. Dezember 2007

Kartenspiel

Die Kneipe füllt sich erst zu abendlicher Zeit, so richtig spät. Du sitzt mit Freunden an dem großen runden Tisch im hinteren Eck, ja richtig: in einer typischen Eckkneipe. Berlin hat ungezählte Kneipen, die sich in Hausecken zwängen. Schräger Eingang, freundliche Tür - ein Anker innerhalb einer Wohnfassade, der dich stets festhält, wenn du es denn möchtest.
Der dich stützt, dir zuhört und dir Rat gibt, der dich aufnimmt, wenn du um eine freundliche Meinung bittest. Es ist noch so, und von dem Tisch in der hinteren Ecke aus beobachtest du diesen Mikrokosmos als stiller Beteiligter.

Das fällt mir einfach so auf. Ich sitze hier nicht allein - wir sind zu sechst und wir sind hier zum Kartenspiel. Der Wirt ist von Anfang an etwas beunruhigt über unsere hartnäckige Alkoholabstinenz. Sportler eben. Die trinken Bier nur ohne. Heute abend jedenfalls völlig konsequent.
Aber die Anderen kommen auch. Von unterwegs, von zuhause, vom Haus um die Ecke oder von weiter her. Es ist ihnen nicht anzusehen, woher, und sie sind offenbar Stammgäste. Sie kennen den Wirt, er begrüßt sie persönlich und sie kennen sich untereinander.
Kiezbewohner? Schon möglich. Die Kneipe liegt zentral in Charlottenburg.

Wir sitzen an diesem wunderschönen Tisch am Rande des Kiezes, in der Ecke der Kneipe, in der sich augenscheinlich niemand für uns interessiert. Wirklich nicht? Einer der älteren Männer mit Charakterkopf, Brille und scharf geschnittenem Gesicht wirft den einen oder anderen musternden Blick zu uns herüber, verliert das Interesse aber schnell wieder. Der Begrüßung mit einem seiner Bekannten nach zu urteilen, ist er aber schon länger nicht hier gewesen.
Wir werden nur gelegentlich vom Wirt behelligt, der nicht darüber hinweg kommen will, dass unsere Bestellungen so wenig ergiebig sind. Es wird inzwischen viel in der Kneipe geraucht und die Luft ist nicht wirklich angenehm zu atmen. Aber erst kurz vor Mitternacht verabschieden wir uns.
Schöner Abend, auch wenn ich beim Spiel nur wenig zuschauen konnte und Doppelkopf immer noch nicht verstanden habe.

Freitag, 28. Dezember 2007

Theater am Hof

Ein Ort, ein Blick,
Menschen im Raum
geben dem Ort
ihre Wärme,
wo sonst Stillstand
von der Wärme zehrt
- staubig, grau.

Vorrüberziehender Blick,
du erfüllst mich
und gibts mir zu denken
über Stunden.
Du erheiterst oberflächlich
gestrandete Stille,
die sich bald aufmacht,
ihre Wärme weiter zu tragen,
grau, staubig,
ohne Blick.

Zurück die Stille,
ohne Wärme,
im gesetzten Staub,
erheitert und schon bald
ohne Erinnerung,
grau,

doch voller Spuren,
an diesem kleinen Hof.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Wintermorgen


Je eisiger die Luft, desto weniger laufende Menschen treffe ich in meinem wichtigsten Laufrevier an; dem Grunewald in Berlin. Dabei ist es an sonnigen Tagen im Winter ebenso wunderschön, in eisiger Kälte die einsamen Wege und Pfade abzulaufen, wie im Frühsommer bei milder, duftender Luft, oder mitten im Herbst im sich so träge verändernden, lang anhaltenden Dämmerlicht.
Über geniale Laufgefühle bei Regenwetter will ich an dieser Stelle einmal lieber schweigen. Laufwetter ist einfach immer! - muss ich für mich immer wieder feststellen. Es ist lediglich eine Frage der Kleidung - und (dies gilt sicherlich auch) ganz stark eine Frage der Einstellung dazu.

Da kannst du an einem Sonntag auch noch so sehr verschlafen. Kalt und sonnig zieht dich das Wetter trotzdem vor die Tür und in die klirrende Einsamkeit des Waldes, ins Revier der hartgefrorenen Waldwege.

So schön wie heute war der Himmel schon seit Tagen nicht mehr zu sehen. Die sonst trist und grau verharrenden Zweige und Äste der Bäume, die sich bereits vor Wochen von aller Farbe verabschiedet haben, tragen dichten Raureif von einer feuchten Nacht und heben sich damit strahlend weiß vom Blau des Himmels ab. Der Wind rührt sich gar nicht. So ist es trotz der deutlich frostigen Lufttemperatur gar nicht wirklich kalt. Und das Auge ist von dem winterlichen Anblick sehr milde gestimmt.
Wie kleine Schneeschauer rieselt es von Zeit zu Zeit weiß von den Bäumen, denn die Sonnenstrahlen wirken hart auf den Reif ein und die lose Schicht bröselt einfach von den Zweigen herunter.

Ich laufe nicht lange auf den breiten Wegen, zweige schon bald auf Verbindungspfade ab. Die Sonne steht auch spät am Vormittag noch tief über dem Horizont. Die Bäume schlucken fast alles direkte Licht, bevor es den Boden erreicht. - Mittwinterblues, du könntest meine Gedanken rythmisch unterlegen, aber das Laufen in dieser stillen Natur ist viel zu schön, als jetzt melancholisch zu werden.
Wenn ich mich demnächst wieder auf den breiteren "Schwarzen Weg" zubewege und in Richtung Süden laufe, sollte ich vielleicht doch noch meine Freunde auf ihrem Rückweg treffen.

Morgens zu verschlafen, ist die eine Seite der Medaille, ganz privat und gelegentlich ein unaufschiebbares Bedürfnis, denn meine Tage sind trotz der zur Zeit früh einsetzenden Dunkelheit sehr lang. Menschen, die vielleicht doch von Zeit zu Zeit mit meiner Anwesenheit rechnen, im Unklaren zu lassen, aber ist die zweite Seite der Medaille, und diese ist gar nicht so leicht in Balance mit der ersten zu halten.


Die kleinen Verbindungspfade sind von knisterndem Laub überdeckt, hartgefroren wie der Boden darunter. Es juckt in den Gedanken, unter diesen Bedingungen eine Karte aus der Tasche zu zaubern und ein Orientierungslauftraining zu beginnen. Die Erinnerung an vergangene Winter und die immer gern gelaufenen OL-Bahnen ist gar nicht so vage. Aber eine Karte habe ich jetzt nicht dabei. Die Struktur dieses Waldes, in dem ich schon zu jeder Tages- und Nachtzeit gelaufen bin und in dem ich Anderen sich zurecht zu finden, versucht habe beizubringen, diese Struktur ist mir auch ohne Karte geläufig.

Bei aller Vertrautheit mit dem Gelände, ist es immer eine schöne Erfahrung, bei den unterschiedlichen Lichtverhältnissen, die sich im Laufe eines Jahres oder einfach der Laufsaison zwangsläufig ergeben, immer wieder auch neue Eindrücke des Geländes aufzunehmen. So tief wie die Sonne heute steht und an einigen Stellen des Waldes dann doch massiv durch die Bäume blinzelt, scheint die Landschaft sich zu einem hellen, freundlichen Raum verändert zu haben, der im Gegenlicht wie in eine grenzenlose Weite auszulaufen scheint.

Schön, in der Weite dann doch noch die Freunde zu treffen, und, den Rückweg gemeinsam genießend, den sonnigen Wintertag laufend ausklingen zu lassen.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Nein, diese Traditionen...


..von denen du nicht einmal sicher weißt, ob es sich dabei tatsächlich um eine Tradition, oder nur um einen sich im Laufe der Jahre verselbstständigten, weil von irgend jemandem einmal am richtigen Ort geschickt lancierten Gag handelt. In der Weihnachtszeit ist einfach vieles möglich, auch das rückstandsfreie Verklappen alten Mülls.

Man stelle sich das vor: 28 sehr erwachsene Menschen sitzen auf Stühlen in einem klassisch spartanisch eingerichteten Raum im Kreis, was nicht zwingend vorgeschrieben ist, die Möblierung kann eher beliebig arrangiert sein, aber praktisch ist es tatsächlich, auf Überflüssiges bei diesem traditionellen Spiel zu verzichten, ja sogar ideal, wenn der Boden frei von Hindernissen ist und die Teilnehmer dicht beieinander im Kreis sitzen können.
Man kommt nicht zufällig zu diesem Spiel, soviel sei vorweggeschickt. Vielmehr muss man sich vorbereiten und ein möglichst grauslig hässliches, überflüssiges Ding zu einem hübsch verpackten 'Geschenk an Unbekannt' umwidmen.

Dieses traditionelle Spiel beginnt nun damit, dass jemand den ganzen Stapel der anonym abgegebenen Geschenke - niemand soll ja wissen, wer was vorbereitet hat - in der Mitte des Raumes aufschichtet, für alle gut sichtbar. Dann beginnt das Würfeln, rei um, jeder einen Wurf und danach der Nächste.
Dabei gilt anfangs eine gewürfelte Sechs als Aufforderung zur freien Auswahl aus dem Geschenkestapel. Alle anderen gewürfelten Ziffern sind Nieten. Aber - Hallo!, nicht gleich öffnen. Wer ein Geschenk gewählt hat, scheidet aus dieser ersten Spielrunde erstmal aus.
Da sich nicht sehr häufig Sechsen einstellen, wird bald entschieden, dass auch eine Eins zur Auswahl eines Geschenks berechtigt. Daraufhin beschleunigt sich das Verteilen der Geschenke etwas und bald sind alle Beteiligte fröhlich und voller Erwartung mit 'ihrem' noch hübsch verpackten Kasten, oder was immer es auch sein mag, bechäftigt.

Jetzt heißt es Auspacken, einer nach dem anderen, damit alle etwas von der Überraschung der Einzelnen haben. Nun fällt die hübsche Schale in sich zusammen zum Vorschein kommt: am häufigsten einfachste bis geschmacklose Kerzenhalter, Teelichter und ähnliches. Aber auch ein Buch, Tulpenzwiebeln, ein Kartenspiel, Porzellanfiguren, ein chinesischer Reise-Betschrein, Räucherstäbchen, ein mit Batterie betriebener Handventilator und vieles mehr.
Pech hat, wer glaubt, seine Überraschung behalten zu können. Denn erneut beginnt die Würfelrunde, jetzt mit erschwerten Regeln.
Würfelt jemand eine Drei, so muss jeder sein Geschenk an den linken Nachbarn oder die linke Nachbarin weitergeben, würfelt jemand eine Fünf, so darf er/sie sich ein anderes Geschenk aussuchen und tauscht mit dessen aktuellem Eigentümer sein aktuelles Geschenk ein. Gewürfelt wird solange, bis die Zeit abgelaufen ist. Man einigt sich auf etwa zehn Minuten.
Na ja, da der Gebrauchswert der einzelnen Dinge, die den Beleiligten zu Füßen oder in Händen liegen, höchst unterschiedlich ist, bilden sich auch schnell gezielte Interessen auf zwei oder drei der 28 Geschenke. Wie schnell da gewürfelt wird, um möglichst häufig eine Drei zu finden, damit bloß 'der Ramsch' nicht 'bei mir' bleibt. Schnell eine Fünf, ich will die Tasse mit der Tüte voll Schokolade haben.

Es wird vor allen Dingen immer wieder sehr laut und schrill, wenn die Damen sich nicht darüber satt lachen können, wenn die unmodischen Kertzenhalter wieder einmal den Besitzer wechseln. Eben den chinesischen Lampenschirm ergattert, schon wieder die beiden glitzernden Porzellanvögel in Händen - grausam.
Es endet nach zehn Minuten, nichts und niemand ist mehr auf seinem Platz, das Papier der ehemaligen Verpackung zerfleddert und verteilt und niemand kann behaupten, er hätte einen guten Tausch gemacht.
Fast niemand. -


Freitag, 14. Dezember 2007

Fotokunst


Zum Glück lässt sich über Kunst wie auch über Geschmack hervorragend streiten. Woher sollte sonst die Beachtung so vieler Erzeugnisse und Ideen rühren, die ich für mein Teil nicht verstehe und die ich nicht des Erwähnens wert halte?
Meine Vorstellung von und mein Empfinden für Kunst und künstlerische Arbeit wird auch nur von einer Teilmenge aller interessierten Menschen geteilt. Nichts gegen andere Ansichten. Das wurde mir einmal mehr beim Besuch einer Ausstellung von Arbeiten Jeff Walls sehr bewusst. Oder hatte ich eine vorgefertigte Meinung? Die hatte ich wohl und die gesehen Werke entsprachen dem erwarteten Sujet überhaupt nicht.
Erst nach einer Pause und dem Betrachten von Kitsch im örtlichen Museumsverkauf, war ich neutralisiert und konnte erneut auf die ausgestellten Fotos zugehen.

Die Kunst liegt offenbar nicht immer im augenscheinlichen Inhalt einer Arbeit, eines Gemäldes, einer Fotografie. Die Kunst liegt manchmal darin, einfach den Moment, so nichtssagend der auch sein mag, an geeigneter Stelle, so uninteressant dieser Fleck dem Betrachter auch erscheint, festzuhalten.
Diese Unwichtigkeit des Seins mag der Künstler arrangieren, mühevoll vielleicht, eine Inszenierung aus Personen und Kulisse - ein Abbild der Wirklichkeit. Hohe Kunst. Doch kaum jemand, der banale Realität zu den Künsten ordnen wird. Ist es dabei nicht auch und gerade die Realität, die Künstler zu ihren Werken inspiriert?
Jeff Wall stellt häufig die Banalität in den Mittelpunkt und drückt mit seinen Arbeiten den Stellenwert seines Sujets im Bezug zu anderen darstellenden Künsten aus. Er gibt der Fotografie einen Stellenwert, nicht dem Foto an sich. Die festgehaltenen Situationen sind nicht die Geschichte, sondern der Umstand, dass sie entstanden und die Weise, wie sie entstanden.
Die Auseinandersetzung der Fotografie mit sich selbst findet auf einer fernen Ebene statt.

Samstag, 8. Dezember 2007

In der Weihnachtszeit


Nur wenige Zipfelmützen in roter Farbe und mit weißer Bommel spazieren über die Märkte. Dabei ist die Weihnachtszeit in vollster Fahrt, brummen die Weihnachtsmärkte, dampfen auf den Märkten die Glühwein-Fässer. Die Menschen drängen sich zwischen beleuchteten Buden in denen Crêpes (sehr beliebt), Rostbratwürste (noch viel beliebter), Champignon- oder Nudelpfannen (was genauso wenig mit der Weihnachtszeit in Verbindung gebracht werden dürfte) und selten einmal etwas wie kandierte Früchte oder Obst in Schokoladenguss angeboten wird.
Da sind die Gerüche so unpassend wie die Herkunft der Hobby- oder Nebenberufsgastronomen. Aber was verbinde ich denn als Besucher gemeinhin mit einem Weinachtsmarkt?

Farbige, glitzernde Dinge ohne Gebrauchswert, die ich mir in der Weihnachtszeit daheim an geschnittenes Tannengrün hängen kann, will ich in den Buden sehen. Handgefertigt, nicht importiert. Komme ich auf den Weihnachtsmarkt, um mich sattzuessen? Allenfalls noch wegen des Glühweins und der Geselligkeit in der Enge. Süß und würzig steigt mir der Punsch erst in die Nase und später in den ganzen Kopf. Hämmern tut der aber erst am folgenden Morgen.
So sehe ich mich enttäuscht satt und freue mich derweil auf den noch ausstehenden Schnee...

Freitag, 7. Dezember 2007

Schau mir in die Linse, Kleines


Film einlegen, Rückwand zuklappen, Bodenplatte fixieren, zweimal auslösen und den Film weiter transportieren. - Danach kann es losgehen. Eine Prozedur, die das Model schon mal etwas in Zweifel bringt. Doch nicht lange, denn solides Werkzeug und der sichere Umgang damit schaffen auch Vertrauen.


Solides Werkzeug in der Fotografie - seit heute bin ich stolz auf eine Leica M6. Handlich und einfach in der Bedienung, präzise und solide im Auftritt. 'Kleinbildfilm' heißt hierfür das Speichermedium. Wie gut, dass ich inzwischen meine Filme selbst entwickeln kann. Das schafft Raum für eine Reportagefotografie im kassischen Sinne. Mit geladenem Film ist der kompakte Apparat immer aufnahmebereit, um die im Kopf entstandenen Bilder dauerhaft auf eine lichtempfindliche Emulsion zu bringen.

Wie bin ich bloß darauf gekommen? Inspiriert durch ein Buch über Portraitfotografie, habe ich vor etwa vier Monaten über Leica-Kameras erstmals konkret nachgedacht. Die kleine Alternative zur Spiegelreflexkamera und ein Klassiker obendrein. Meine Bekanntschaft mit Janne, der ausschließlich mit einer M6 fotografiert, hat meine Neugier dann gesteigert und schließlich den Ausschlag gegeben. Ergebnisse werden vielleicht nicht mehr lange auf sich warten lassen...



Nachtrag am 8.12.2007:


Der entwickelte Film zeigt keine offensichtlichen Mängel, die von einem Fehler der Kamera herrühren würden. Soweit also alles in Ordnung. Der Umgang mit der Kleinbildkamera aber ist einfacher, als mit den weitaus aufwändigeren Spiegelreflexkameras, außer der Verschlussgeschwindigkeit und der Blende kann nichts verändert werden. Purismus aber ist meiner Meinung nach etwas anderes

Sonntag, 2. Dezember 2007

Takk for dagen



Jeg liker det å spise brunost som pålegg på brødskiver eller rundstykker. Ekte norske brunost, fløytemysost eller liknende. Ikke lett å få noen. - Muligheten for å kjøpe noen av osten blir i desemberen hvert eneste år julebasaren ved Viktoriaføreningen i Berlin, som avholdes i denne helgen.
Jo, jeg fikk noen brunost i dag - hmm - det var sent i ettermiddag, men noen pakker var der igjen i basaren. Heldigvis!
Det hele er jo en sjelden anledning; bare en gang i året - ubegripelig sjelden...

Da er jeg takknemlig for dagen!

Samstag, 1. Dezember 2007

Familientreffen


Die verschiedensten Gelegenheiten wären dazu Anlass genug, meine Familie, die über das ganze Land verstreut lebt, für einen kurzen Zeitraum zusammenzuführen. Nicht an jedem beliebigen Ort, niemals. Wir sind dafür an einigen Gliedern der Familie bereits zu alt, um es einfach zu begründen.
Aber wir haben so etwas wie eine Wurzel, und wenn ich auch nicht einer der Generationen angehöre, die diese Wurzel begründet oder gelebt haben, so kann ich doch die Verbundenheit dazu fühlen, zumindest meine Verwandten sehr gut verstehen. Die Wurzel liegt in dem kleinen Städtchen Ilsenburg am nördlichen Rand des Harzes. Einer Idylle am auslaufenden Ilsetal unterhalb des Ilsesteins, nur wenige Kilometer vom touristisch so erschlossenen und überlaufenen Wernigerode entfernt.

Meine Erinnerung daran ist ca. 35 Jahre alt und trägt die Gerüche und das schemenhafte Schwarz-Weiß-Bild einer länst untergegangenen Epoche. Politisch wie wirtschaftlich. Nur die Menschen sind noch da, zum großen Teil, muss man bedauernd feststellen. Sie haben sich sehr verändert und halten mir ein Bild meiner selbst vor, das ich meinerseits seit dieser Zeit längst abgelegt habe.

Gäbe es nicht einen Anlass, an die Wurzel zurückzukehren - nur, um innezuhalten, zumindest für die Meisten meiner Familie - es würde dieses Treffen nicht geben und wir würden weiter verstreut im Lande leben, ohne uns das eine oder andere Bild, das wir ja voneinander haben, der jeweils anderen auffrischen zu können.

Danke, zumindest das hast Du erreicht.